SIKASurg - Szenarienbasierte Interaktions- und Kooperationsmuster sensomotorischer Assistenzsysteme für synergistische Chirurgieroboter
Seit der Einführung von Robotern in die Chirurgie in den 80er Jahren wurden Schätzungen zufolge ca. 5000 unterschiedliche Systeme für die computerassistierte Chirurgie entwickelt und die Anzahl kommerzieller Systeme nimmt fortlaufend zu. Anfangs gab es eine klare Trennung zwischen semiaktiven Robotern, die nur Werkzeugführungen positionierten und aktiven Systemen, bei denen der Mensch z.B. eine automatisierte Fräsbearbeitung überwachte. Heutzutage werden Assistenz und Automation kooperativer (synergistischer) Robotersysteme als eng miteinander verbunden betrachtet, wobei Mensch und Maschine je nach Bedarf unterschiedliche Rollen übernehmen.
In der modernen Chirurgierobotik unterscheidet man deswegen passive, semi-aktive, synergistische und aktive Systeme mit jeweils unterschiedlichen Autonomiegraden und Anwendungsgebiete. Die Vielfalt der hierbei entstehenden Kombinationen führt zu einer Vielzahl technischer Systemlösungen.
Hinsichtlich der mechanischen Anforderungen an ein Chirurgierobotiksystem hat sich eine modulare Systemgestaltung bereits als nützlich erwiesen. Eine ebenso modulare Systemgestaltung ist demzufolge auch von funktioneller Seite erstrebenswert, sodass basierend auf den Anforderungen der jeweiligen Applikation zwischen geeigneten Kontrollmodi gewählt sowie je nach Situation zwischen ihnen gewechselt werden kann. Betrachtet man diese modulare Gestaltung in Kombination mit dem momentanen Trend im Operationssaal (OP) hin zu einer offenen modularen Vernetzung von Medizingeräten, so könnte zukünftig ein flexibles Gesamtsystem, mit optimiertem Nutzen-Kosten-Verhältnis, die Verbreitung chirurgischer Roboter fördern. Um jedoch eine funktionelle modulare Systemgestaltung zu ermöglichen, muss verstanden werden, für welche Szenarien bestimmte Interaktions- und Kooperationsmuster geeignet sind und unter welchen Bedingungen diese zu erhöhten Risiken führen.
Förderung

Die Arbeiten im Rahmen des Projektes SIKASurg werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (GZ: RA 548/24-1) unterstützt.
Im Projekt SIKASurg soll daher anhand der Untersuchung und Charakterisierung von parametrisierten Interaktionsprofilen eine Grundlage für die effiziente Gestaltung und das Risikomanagement von Mensch-Maschine-Schnittstellen synergistischer Chirurgierobotersysteme erarbeiten werden. Hiermit wird die Basis für standardisierte Schnittstellen-Profile (Medical Device User Interface Profiles – MDUIP) als Teil der technischen (Gesamt-) Geräteprofile nach ISO IEEE 11073, geschaffen. Damit kann langfristig der Weg zu einer funktionellen modularen Systemgestaltung im offen vernetzten OP-Saal geebnet werden.
Der Schwerpunkt liegt zunächst auf der Bearbeitung knöcherner Strukturen in Orthopädie und Neurochirurgie, wobei im Projekt zugleich die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf weitere Einsatzfelder wie HNO- und MKG-Chirurgie untersucht werden soll. Ziel ist es, den Einsatz unterschiedlicher robotischer Systeme und Assistenzfunktionen für die Knochenchirurgie szenarienbasiert zu evaluieren und die Mensch-Maschine-Interaktion systematisch zu verbessern. Dazu werden bestehende szenarienbasierte Interaktionsmuster für die Kooperation mit Chirurgierobotern aufgegriffen und durch Variation von multimodalen Benutzungsschnittstellen, leistungsbestimmenden Randbedingungen und fehlerbegünstigenden Faktoren im Hinblick auf Sicherheit und Leistungsfähigkeit weiterentwickelt. Die Ergebnisse sollen in einem Katalog parametrisierter Interaktionsmuster zusammengefasst und hinsichtlich ihrer Gebrauchstauglichkeit auch für vergleichbare chirurgische Anwendungen validiert werden.
Synergetischer Chirurgieroboter MINARO-DRS (Dual-Robot-System) zum Fräsen knöcherner Strukturen in der Neurochirurgie am Beispiel einer Laminektomie
MINARO Versuchsstand für Grundlagenuntersuchungen zur Mensch-Maschine-Interaktion
Partner
- Institut für Arbeitswissenschaft (IAM), RWTH Aachen University (Univ.-Prof. Dr.-Ing. Verena Nitsch)


