Die Arbeiten im Projekt MINARO wurden im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms 1124 "Medizinische Navigation und Robotik" gefördert.
(RA548/1-1, RA548/1-2
(Laufzeit: 12/2001-12/2006)
Die Revisionshüftendoprothetik nimmt mit steigender Lebenserwartung der Bevölkerung einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Im Gegensatz zur Primärversorgung, die heutzutage zu den Routineeingriffen zu zählen ist, erweist sich die Revisionsoperation als weitaus schwieriger. Neben der Frage einer optimalen Implantatposition und dem Problem der sicheren Verankerung aufgrund der meist schlechteren Knochensubstanz ist besonders die Entfernung des festsitzenden Knochenzementes teilweise eine große Herausforderung für den Chirurgen. Computer- bzw. roboterunterstützte Ansätze, die sich in den letzten Jahren in weiten Bereichen der orthopädischen Chirurgie etablierten, scheinen auch bei Hüftrevisionseingriffen eine Alternative darzustellen.
Die Schwerpunkte der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten lagen dabei zum einen in der Problematik, aus einer geringen Anzahl verzerrter Röntgenbildprojektionen möglichst exakt den femoralen Knochenzement dreidimensional zu Rekonstruieren. Hierfür wurden neuartige, markerlose Kalibrierverfahren basierend auf einer Vorabkalibrierung und intraoperativen Sensormessdaten entwickelt. Aus den in den entzerrten Röntgenbildern segmentierten Knochenzementkonturen wird durch Rückprojektion und anschließende Bezier-Spline Interpolation die Oberfläche des Zementköchers dreidimensional rekonstruiert. Zur freihand-navigierten Zemententfernung werden diese Daten durch ein 3D-deformierbares Modell in einer Art virtuellen Tomografie-Ansicht dargestellt, so dass der Chirurg während des navigierten Fräsens auf einen Blick die Position des Fräswerkzeugs innerhalb des Femurs kontrollieren kann. Gleichzeitig wird das Modell in Echtzeit durch den virtuellen Fräser deformiert, so dass eine virtuelle Ansicht des bereits bearbeiteten Volumens für den Operateur sichtbar gemacht werden und zur Kontrolle des Fräsvorganges genutzt werden kann. Zur Kompensation von nicht vermeidbaren Durchbiegungen des langen Fräserschaftes während der Knochenzementbearbeitung wurde eine Echtzeitkompensation auf Basis eines in das Fräswerkzeug integrierten Kraft-Momentensensors implementiert und evaluiert.
Alternativ zu einer freihand-navigierten Zemententfernung wurde ein miniaturiertes robotisches Frässystem entwickelt. Neben einer höheren Genauigkeit bei gleichzeitig signifikant kürzerer Bearbeitungszeit ist ein wesentlicher Vorteil, dass die Fräsparameter besser kontrolliert werden können. Hierdurch kann einem erhöhten Werkzeugverschleiß und insbesondere auch einer unerwünschten Wärmeentwicklung mit Gefahr der Schädigung umliegenden Gewebes entgegengewirkt werden. Die durchgeführten in-vitro Untersuchungen zeigten, dass sowohl die freihand-navigierte als auch die robotische Lösung für die femorale Zemententfernung geeignet sind. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde ein Demonstrator des modularen Systemkonzepts aufgebaut, der nach multiplanarer fluoroskopischer Erfassung und dreidimensionaler Rekonstruktion des Knochenzementes optional eine freihand-navigierte oder eine robotische Zemententfernung ermöglicht.
Zur acetabulären Reimplantation wurden grundlegende Untersuchungen zu einer multiparameteroptimierten Positionierung und Orientierung der Revisionspfanne durchgeführt, wobei ein Kompromiss zwischen einer biomechanisch optimalen Position und den stark eingeschränkten Fixierungsmöglichkeiten gefunden werden muss. Zur Erfassung der individuellen Morphologie wurde die Nutzung eines A-Mode Ultraschallsystems sowohl zur transkutanen Erfassung von Knochen-Landmarken, als auch zur Messung der Dicke des Pfannenbodens zur Vermeidung von Pfannenbodenperforationen untersucht.
Die Grundlagenuntersuchungen des MINARO-Projektes dienten wesentlich als Basis für weiterführende Entwicklungen mit industriellen Partnern im BMBF-Projekt OrthoMIT.