SysRisk

Systemisches Risikomanagement zur ganzheitlichen Betrachtung unternehmerischer Risiken am Beispiel der Medizintechnik

Konsortium

Das SysRisk-Konsortium setzt sich aus öffentlichen Fördermittelgebern, Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen zusammen:

Förderstelle und Steuerkreis ist die Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. (FQS).

Als Forschungsstellen kooperieren

  • der Lehrstuhl für Medizintechnik (mediTEC) im
    Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen und
  • das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie

mit den Industriepartnern

  • ACTech GmbH
  • Beger Design
  • Biotronik GmbH & Co. KG
  • SurgiTAIX AG
  • TÜV Rheinland Group
  • Zürich Versicherung AG
  • Ilias medical GmbH
  • Smart Scientific Solutions GmbH
  • Sens-a-motion GmbH
  • Vimecon GmbH

Förderung

Die Arbeit im AiF/FQS Projekt SysRisk wurde vom Deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert.
(Laufzeit: 1/2011-12/2012)

Hintergrund und Motivation

Die heutigen Methoden des Risikomanagements sind in ihrem Umfang und ihrer Tiefe nicht ausreichend, um Restrisiken so differenziert zu erkennen, zu bewerten und zu behandeln, wie dies insbesondere bei risikosensitiven Produkten notwendig ist.
Zu diesem Schluss führen Ergebnisse aus verschiedenen Forschungsprojekten des Fraunhofer IPT und des Lehrstuhls für Medizintechnik der RWTH Aachen.

Hier setzt das AiF/FQS Forschungsprojekt SysRisk an, das neue Wege in diesem Bereich aufzeigen soll und an dem sich interessierte Unternehmen insbesondere aus dem Bereich risikosensitiver Produktentwicklung beteiligen können.

Insbesondere risikosensitive Branchen benötigen ein Konzept, mit dem sie Risiken ganzheitlich und zielgerichtet behandeln können. Ganzheitlich bedeutet dabei, dass Risiken nicht wie bisher isoliert betrachtet werden, sondern gleichzeitig aus Sicht des Kunden, der Unternehmensführung und des effizienten internen Betriebs inkl. der Mitarbeiter. Dafür sind innovative Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, mit deren Hilfe Risiken differenzierter und mehrdimensionaler bewertet und kommuniziert werden können, als dies derzeit unter ausschließlicher Nutzung der allgemein verwendeten Risikoprioritätszahl (RPZ) und des zweidimensionalen ALARP-Diagramms möglich ist. Zudem gilt es, eine lernende Risikomanagementorganisation zu schaffen, die mit geringem Ressourcenaufwand verlässliche Aussagen über mögliche Risiken ermöglicht. Dies lässt sich nur dadurch bewerkstelligen, dass Risikobewertungen mit tatsächlichen Fehlerstatistiken abgeglichen werden und die komplexe Beeinflussung der Risiken untereinander eine Basis für die fundierte Risikobewertung und nachhaltige –behandlung darstellt.

Zusammenfassend sind folgende Defizite bei den derzeit vorhandenen Risikomanagement-Modellen festzuhalten:

  • Kein systematischer Erfahrungsrückfluss (insbesondere aus der Marktbeobachtung) bzgl. Risiken im Sinne von Lessons Learned
  • Unzureichende Systematik zur Installation einer integrierten Risikomanagement-Organisation
  • Isolierte Risikobewertungen führen zu einer Vernachlässigung von Ursache Wirkungsbeziehungen insbesondere bei humaninduzierten Risiken
  • Zu wenig differenzierte, geringdimensionale Risikorepräsentation erschwert eine tragfähige Risikobewertung und –kommunikation
  • Beschränkung nur auf einzelne Unternehmensbereiche und damit Vernachlässigung der unternehmensinternen oder auch gesellschaftspolitischen Perspektiven und Rahmenbedingungen bei der Risikobewertung
  • Unzureichende Systematik zur angeleiteten Identifikation adäquater Gegenmaßnahmen im Rahmen der Risikobehandlung

Lösungsansatz

Das SysRisk-Gesamtkonzept setzt sich aus folgenden Elementen zusammen, die in ihrer Gesamtheit ein systemisches Risikomanagement für Unternehmen schaffen:

  • RiskSens – Bewertung der Beeinflussung von organisatorischen und produktbezogenen Risiken untereinander unter Berücksichtigung der ursächlichen Risiken.
  • Kosten-Nutzen-Analyse der Risikobehandlung - Vergleichende Bewertung der potenziellen Einsparungen bei einer Risikobehandlung und der Kosten der Behandlungsmaßnahmen als Bewertungsmaßstab für den Nutzen von Maßnahmen
  • SysCare – Methodik zur systematischen Unterstützung der Maßnahmenfindung innerhalb der Risikosteuerung
  • ValidationCheck – Abgleich zwischen den realen Fehlerstatistiken und der anfänglichen Risikobewertung mit dem Ziel, die Aussagekraft der Risikobewertungen deutlich zu erhöhen, indem Risikobewertungen kontinuierlich durch belastbare Daten verifiziert werden.
  • RiskPerspective – Kategorisierung der Risiken in die Perspektiven Kunde, Unternehmensführung und effizienter Betrieb zur Sensibilisierung hinsichtlich unternehmensinterner und strategischer Risiken, Methodik zur differenzierten, mehrdimensionalen Risikobewertung und ‑kommunikation insbesondere auch im Hinblick auf humaninduzierte Risiken
  • Analysesystematik für Risikomanagement-Organisationsformen – Unternehmenstypologisierung und Verknüpfung mit geeigneten Organisationsformen, damit das Risikomanagement abteilungsübergreifend agieren kann und eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit besitzt.

Publikationen

  • A. Janß & K. Radermacher: Usability First - Modellbasierter Ansatz zur nutzungsorientierten Risikoanalyse von Medizinprodukten. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. Themenschwerpunkt: Sicherheit von Medizinprodukten – Neueste Entwicklungen, 2014, 57(12), pp. 1384-1392
  • Janß, A., Plutz, M., Schmitt, R., Radermacher, K.: Systemisches Risikomanagement zur ganzheitlichen Betrachtung unternehmerischer Risiken am Beispiel der Medizintechnik, QZ, Jg. 59, 4 (2014), S. 18-21
  • Plogman, S., Janß, A., Jansen, A., Radermacher K.: A New Knowledge-based Risk Control Method for Risk Sensitive Devices. In:  Guarascio, M, Brebbia, C.A., Garzia, F. (eds.): Safety and Security Engineering 5, The Built Environment, Volume 134, pp. 43-54, 2013
  • Janß, A., Plogman, S., Jansen, A., Radermacher K.: Development and evaluation of a knowledge-based method for the treatment of use-oriented and technical risks using the example of medical devices. In Proceedings of the Second international conference on Design, User Experience, and Usability: health, learning, playing, cultural, and cross-cultural user experience - Volume Part II (DUXU'13), Aaron Marcus (Ed.), Vol. Part II. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 452-461, 2013
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